16.07.2020

Wie das Coronavirus das Reiseverhalten der Deutschen verändert

In der aktuellen Studie beschäftigt sich CENTOURIS mit dem Reiseverhalten der deutschen Bevölkerung zu Corona-Zeiten.

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Seniorenpaar beim Radfahren in der Natur

Die Erleichterung war groß, als die lang erwarteten Lockerungen von Reisebeschränkungen durchgesetzt  wurden. Durch die Corona-Krise und den einhergehenden tiefgreifenden Maßnahmen wurde nahezu die gesamte Tourismuswirtschaft lahmgelegt und damit nachhaltig geprägt.
Doch nicht nur das Angebot, sondern auch die Nachfrage entscheidet über das Marktgeschehen – so sind es nicht einzig und allein die Vorgaben der verschiedenen Urlaubsländer, die über den Reisemarkt bestimmen, sondern vor allem der Urlauber selbst.

Die von CENTOURIS durchgeführte bevölkerungsrepräsentative Studie befasste sich mit Fragestellungen rund um das allgemeine Reiserverhalten der Deutschen zu Corona-Zeiten, um so zielführende Erkenntnisse für den künftigen nationalen Reisemarkt zu schaffen. Auch tiefergehende Einblicke in die Bereiche der Heil- und Thermalbäder, den Ferienwohnungsmarkt und Flusskreuzfahrten konnten mit der Studie gewonnen werden, zu denen sich auch Branchenexperten äußerten.     


Über die Studie  „Reisen in Zeiten von Corona"

Die realisierte Online-Stichprobe enthält 1.513 gültige Fälle, die im Zeitraum vom 19. Juni bis 02. Juli 2020 erhoben wurden. Die Stichprobe ist repräsentativ für die deutsche Online-Bevölkerung im Alter zwischen 18 und 69 Jahren.


Deutsche Reisende verbringen ihren diesjährigen Urlaub am liebsten im eigenen Land                                                     

Die Deutschen sehnen sich nach Urlaub:  Trotz der Pandemie halten über die Hälfte der deutschen Reisenden an ihren Urlaubsplanungen fest. Laut der Reiseanalyse 2020 (Basisjahr 2019) der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen e.V. (FUR), galt Deutschland im letzten Jahr mit 26% schon als das wichtigste Reiseland der Deutschen. Die Corona-Krise hat diesen Trend verstärkt und laut CENTOURIS möchten über 50% der Reisenden ihren diesjährigen Urlaub im eigenen Heimatland verbringen.

Generell fällt trotzdem auf: Auslandsreisen, die mit dem Auto erreichbar sind, kommen für die Deutschen durchaus in Frage. So sind es insbesondere nahegelegene europäische Länder, die für Touristen weiterhin attraktiv bleiben. Mehr als die Hälfte der reisebereiten westdeutschen Bevölkerung kann sich demnach eine Reise in die Niederlande gut vorstellen. Im Süden Deutschlands sind es die seit jeher beliebten Reiseziele Österreich (56%) und Kroatien (26%), die für diese Zielgruppe als Auslandsreise in Frage kommen. Das normalerweise bei den Deutschen sehr beliebte Reiseland Italien käme dieses Jahr gerade einmal für 20% der Reisenden in Frage (Süddeutschland 27% und Ostdeutschland 25%, Norddeutschland 12% und Westdeutschland 16%).

 „Wir sind davon überzeugt, dass die Ferienhausbranche weiterhin wachsen wird“

Ursprünglich entschieden sich Urlauber, die bereits vor Corona ihren Urlaub gebucht hatten, zu 45% für Hotels, gefolgt von Ferienhäusern oder Ferienwohnungen mit 33%. Campingplätze mit Wohnmobilen oder Zelten, Pensionen und Appartementhäuser wurden von jeweils 4% gebucht. 3% der Befragten planten, privat bei Bekannten zu nächtigen.

Die endgültige Entscheidung nach der Corona-Krise zeigt eine deutliche Veränderung: Ferienhäuser und Ferienwohnungen werden jetzt von 43% bevorzugt und die Absicht, im Hotel zu übernachten, liegt nur noch bei 32%. „Urlaub im Ferienhaus ist grundsätzlich mit dem privaten Wohnen vergleichbar und damit eine der sichersten Unterkunftsformen“, sagt Aye Helsig, Regional Director Zentraleuropa bei FeWo-direkt. „Man kann mit dem eigenen Auto anreisen, die Schlüsselübergabe erfolgt zumeist kontaktlos, die Familie ist im Ferienhaus unter sich und der Einkauf erfolgt nach den bekannten Regeln von Zuhause.“

 „Der verantwortungsvolle Weg ist der richtige Weg, davon sollten wir uns auch nicht abbringen lassen“

Auch Heil- und Thermalbäder gehen Schritt für Schritt wieder in den Betrieb über. „Die Buchungen laufen wieder an und das heißt, dass sich Bad Birnbach langsam aber sicher wieder einigermaßen erholt. Die aktuelle Anfragesituation ist gut, allerdings ist klar, dass viele Menschen nach wie vor verunsichert sind. Aber alles in allem können wir sagen: es geht aufwärts, nicht stürmisch, aber es geht aufwärts.“, beschreibt Viktor Gröll, Leiter der Kurverwaltung in Bad Birnbach, die Situation.

Für Urlauber, die sich einen Aufenthalt in einem Heil- und Thermalbad mit Übernachtung vorstellen können, käme das auch mit umfassenden Hygienevorschriften (62%) und Anmeldungen vorab (66%) – online oder über die Rezeption – in Betracht. Ein Aufenthalt kommt für 56% allerdings nicht mehr in Frage, sollten lediglich einzelne Bereiche der Thermen geöffnet werden und für 53% nicht wenn die Aufenthaltsdauer begrenzt wird.

 „Kleine Kreuzfahrtschiffe – auch und insbesondere Flussschiffe – sind gefragter denn je zuvor“

Die Kreuzfahrtbranche leidet seit Beginn der Corona-Krise an massiven Einbrüchen. Noch immer steht die Branche laut Umfrageergebnissen vor einer großen Herausforderung: Momentan ist für die Hälfte der deutschen Urlauber, die grundsätzlich an einer Kreuzfahrt interessiert wären, ein Kreuzfahrturlaub keine Option (49%).

Dennoch kommt für rund ein Drittel (32%) der potenziellen Passagiere eine Kreuzfahrt, egal ob auf hoher See oder auf dem Fluss, generell in Frage. Aufgrund der momentanen Situation würden etwa 11% der positiv gestimmten Urlauber eine Flusskreuzfahrt machen, obwohl sie normalerweise eine Hochseekreuzfahrt bevorzugen würden. Dieses Umfrageergebnis bestätigt auch Birgit Bejan, Kreuzfahrtleiterin der nicko Cruises Flussreisen GmbH: „Kleine Kreuzfahrtschiffe – auch und insbesondere Flussschiffe – sind gefragter denn je zuvor. Mit ihrer überschaubaren Anzahl von höchstens 200 Gästen – großzügig verteilt über mehrere Decks, der persönlichen Atmosphäre an Bord und der Möglichkeit, an zentralen Orten anzulegen, bieten kleine Schiffe große Vorteile nicht nur im Komfort und Wohlfühlfaktor, sondern auch in puncto Sicherheit“.

Die Pressemeldung der Universität Passau finden Sie hier

Gerne stellen wir Ihnen die komplette Studie mit umfassenden Einblicken kostenlos auf Anfrage zur Verfügung. Bitte wenden Sie sich hierzu an Projektleiterin Brigitte Franz (brigitte.franz@uni-passau.de).